40 Jahre Museum Fronfeste in Neumarkt am Wallersee

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Oben von links: „Auf Rosen gebettet“, 2015; „Wahrheit und Wahn. Zwischen Opferkult und Hexenprozess“, 2013; „Sichtbares und Verborgenes: 40 Jahre Museum Neumarkt am Wallersee“, 2024 und Bild unten eine Ausstellung im Herbst 2017.

Salzburger Land, Neumarkt am Wallersee, 17. Juni 2024. Am Donnerstagabend, den 13. Juni 2024, eröffnete Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer junior die Ausstellung „Sichtbares und Verborgenes: 40 Jahre Museum Neumarkt am Wallersee“, die bis 15. Mai 2025 zu sehen ist.

Die Jubiläums-Ausstellung ist nicht bloß als eine Rückschau auf die bisherige Tätigkeit des Museums gestaltet, sondern sie stellt gleichzeitig die Fragen an die eigene Museumsarbeit mitten in den Raum: Wem nützt das Museum? Warum sammeln wir? Worauf stehen wir? Was erzählen wir? Was fassen wir ins Auge? Hier der Link zu Bildern von der Ausstellungseröffnung und von der Ausstellung.

Vom Heimatmuseum zu einem Treffpunkt der Kultur und Kunst

Am 9. März 1979 fasste die Gemeindevertretung der damaligen Marktgemeinde Neumarkt den Beschluss zur Errichtung eines Heimatmuseums. (* 1909; † 1995) , Direktor der Hauptschule in Neumarkt, wurde mit Aufbau des geplanten Museums beauftragt. Bürgermeister Hans Rosenlechner informierte dann im „Gemeinde-Informationsblatt“, Ausgabe April 1984:

Ab Dienstag, den 1.5.1984 wird unser in der Feuerwehrzeugstätte provisorisch untergebrachtes
Heimatmuseum für Besucher geöffnet sein. Am Eröffnungstag zwischen 9,30-10,00 Uhr wird
unsere Musikkapelle konzertieren.

1991 wurde die Neumarkterin Ingrid Weydemann MAS Leiterin des Museums. Sie begann das Heimatmuseum in ein „Programmmuseum“ umzugestalten.

1997 wurde die im Besitz der Finanzprokuratur befindliche Fronfeste, ein paar Hundert Meter von der Feuerwehrzeugstätte entfernt, von Kaspar Leimüller aus Oberhofen am Irrsee um 4,6 Millionen Schilling (334.000 Euro) ersteigert und renoviert. Dieser vermietete die Räumlichkeiten mit 1. April 1998 dem Bürgerservice Neumarkt und der Marktgemeinde Neumarkt, die sie für ein Jugendzentrum und dem Museumsverein Neumarkt für ein Museum zur Verfügung stellte.

1999 wurde dann die Fronfeste zur dauerhaften Museumsstätte.  Sie wandelte sich seither in einen Ausstellungsort, zu einer Diskussionsplattform und Forschungsstation, einem Experimentierfeld und Ermöglichungsraum für alle Generationen aus Neumarkt und der nahen Umgebung.

Von einem „krummen Ei“ über Hexen zu Sepp Forcher.
Ein Ausstellungsrückblick

Als erste Ausstellung mit dem Titel „Ach du krummes Ei – Kuriositäten der Natur“ zeigte das Museum im Frühjahr 1999 die kuriose Eiersammlung der Köstendorfer Bäuerin Maria Gruber. Sie hatte über 40 Jahre hindurch rund 2 000 „krumme Eier“ gesammelt, wobei sie feststellte, dass um die Zeit des Vollmonds mehr krumme Eier gelegt werden.

Für das erste anspruchsvolle Museumsprojekt – die Geschichte der Gerberei im Land Salzburg – musste zunächst die Fronfeste dazu adaptiert werden. 2,2 Millionen Schilling wurden dafür aufgewendet, 450.000 Schilling wurden von der Marktgemeinde Neumarkt übernommen. Dann konnte am 6. Mai 2000 die Ausstellung in der länderüberschreitenden Kooperation mit dem Heimatmuseum in der Burg Tittmoning im bayrischen Rupertiwinkel eröffnet werden. Die letzte der vier in Neumarkt ansässigen Gerbereien der Familie Grössinger schloss 1960 ihre Pforten.

Am 26. Mai 2001 eröffnete die Ausstellung „Armut gestern und heute“, in der unter anderem von zwei Neumarkterinnen aus dem 19. Jahrhundert berichtet wurde. Ergänzend dazu wurde Kaffee aus Madagaskar im Museum verkauft, da sich die Ausstellung auch im Sinne der internationalen Entwicklungsinitiative „Agenda 21“ sah. Am 9. September 2001 fand ein Workshop mit Dr. Ingrid Schlor zum Thema „Römische Küche und Gewürzkunde“ in der Fronfeste statt.

Am 4. Mai 2002 wurde die Ausstellung „Von der Lederhaut zur Lederhose“ eröffnet, in der die  Sammlung Jahn-Markl gezeigt wurde.  Kommerzialrat Erwin Markl war vor neun Monaten verstorben.

Die Ausstellung „Rennfahrerlegende Rudi Thalhammer“ erinnerte an den dreifache österreichischen Motorradstaatsmeister aus Neumarkt. Am 7. Oktober 2006 wurde die Ausstellung mit einem Motorrad-Corso auf der Hauptstraße eröffnet.

2013: „Wahrheit und Wahn. Zwischen Opferkult und Hexenprozess.“ Diese Ausstellung informierte über Glauben und Aberglauben mit Fokus auf die Geschichte der Hexenverfolgung im Erzstift Salzburg.

Auf den Leib geschrieben„, eine Ausstellung der Künstlerin Gertraud Leidinger, die auch über die Hauptstraße von Neumarkt am Wallersee führte (2014).

Die Liste der Ausstellungen, Workshops und Veranstaltungen ist lang und ist hier nur auszugsweise wiedergegeben. Seit 2014 dokumentiert der Stadtschrei(b)er viele Ereignisse in der Fronfeste, darunter über die Ausstellungen

Lettland und seine Volkstracht. Trachten aus Lettland treffen auf Lederhosen aus Österreich.“ April-Mai 2024

Weggefährten. Sepp Forchers Weyringer-Sammlung. Sein Vermächtnis an Neumarkt.“ November 2023 bis in das Frühjahr 2024. Sepp Forcher hatte das Museum selbst mehrmals besucht.

Im Traum ersonnen und traumhaft erschaffen„, Betonkunst von Norbert Kranzinger, 2020

 2018:  „Gruß vom Krampus„, „Man hat ihnen etwas zugetraut„: Jugendliche gestalten Ausstellung über 100 Jahre Stadtgeschichte;

2017 Zivilcourage: Handeln und Widerstand. Das Thema der Sonderausstellung 2017,

2016: Landesausstellung 20.16. „Von Hier. Und Dort. Geschichte(n) von Migration und Integration im Salzburger Land.“ 19. Mai bis 31. Oktober 2017

2014: „Das geht auf keine Kuhhaut“ und „Zeit.Geschehen“, Karikaturen von Thomas Wizany.

Eröffnung Ausstellung 40 Jahre Museum Fronfeste: Bildmitte Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer junior, links von ihm Bürgermeister David Egger-Kranzinger und rechts Museumsleiterin Ingrid Weydemann MAS.

Die Fronfeste heute

Die Besucherzahlen stiegen von 250 auf 11 000 pro Jahr, das Budget von öS 200,–  auf 400.000 Euro. Das Museum wurde sowohl mit dem Österreichischen Museumsgütesiegel als auch mit dem Salzburger Museumsschlüssel ausgezeichnet. Seit einigen Jahren gibt es mit der „Kramerey“ mit historischer Einrichtung des ältesten Salzburger Trachtenmodegeschäfts Jahn-Markl: Verkaufspult, eine Vitrine und ein Wandregal dienen wieder ihrem ursprünglichen Zweck: der Warenpräsentation.

Anlässlich der Jubiläumsausstellungseröffnung im Juni 2024 betonte Landeshauptmann Wilfried Haslauer die Bedeutung der Vielfalt der Salzburger Museumslandschaft, …die sich um die Weitervermittlung unseres kulturellen Erbes bemüht. […] Die ‚gute alte Zeit‘ sind wir heute für die Generation morgen. […] Ich bin stolz darauf, dass es so ein Museum wie in der Fronfeste gibt.

Für Leiterin Ingrid Weese-Weydemann geht die Aufgabe des Museums Fronfeste weit über die Zurschaustellung von Sammlungen hinaus: Durch regionale Kultur ermöglichen wir auch ein Miteinander, wir beleben als kultureller Nahversorger die lokale Wirtschaft und schaffen dadurch gemeinsame Werte. Der konkrete Ausdruck davon ist unsere Kramerey, in der in den straßenseitigen Ausstellungsräumen Erzeugnisse von mehr als 50 regionalen Produzenten verkauft werden.

Weydemann bedankte sich bei allen Personen und Institutionen, die das Museum über diese vier Jahrzehnte hindurch unterstützt haben. Im Besonderen bedankte sie sich bei ihren Mitarbeitern
Marlene Krickl, Historikerin, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Ausstellungskuratorin
Michael Weese, Texte und Ausstellungsberatung
Ciel Weydemann, Museumsverwaltung und Kramerey-Leitung
Philipp Zwingenberger, Mitarbeiter in der Kramerey und im Ausstellungswesen
Kerstin Bergmayr, Kulturvermittlung

Blick in die Kramerey im Erdgeschoss.

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