„Auf den Leib geschrieben“: Körperlandschaften und „die Erde ist ein riesengroßes Tier“

Damenunterwäsche, Wortfetzen – quer über der Hauptstraße der Flachgauer Stadt Neumarkt am Wallersee hängen sie an einer Leine. Der Faschingsumzug war doch schon vor ein paar Tagen?
Nein, es sind keine vergessenen Faschingsrelikte, sondern Hinweise auf eine Ausstellung einer gebürtigen Neumarkter Künstlerin. Anlässlich des Weltfrauentags gab es die Vernissage zu „Auf den Leib geschrieben“.

Museum in der Fronfeste: Hexenwahn und Kunstausstellung
Am Samstag, den 8. März 2014, fand die Vernissage zur Ausstellung von Gertraud Leidinger statt. Während an besagter Schnur BH, Höschen und Worte im Wind flatterten, füllte sich der Ausstellungsraum im Museum in der Fronfeste.
Die in Neumarkt geborene und in Hallwang lebende und arbeitende Künstlerin präsentierte Körperteile aus ungewohnten Perspektiven als Schwarzweißbilder. Ein interessantes Kontrastprogramm zur parallel gezeigten Ausstellung „Zwischen Opferkult und Hexenprozess“ im ehemaligen Gefangenenhaus Fronfeste.

Bilder kommen über die Sprache
Wer entdeckt das Kunstwerk der Wirbelsäule als Erster? Sind es Grashalme oder Haare des menschlichen Körpers? Die Besucher standen rätselnd vor den Bildern. Gertraud Leidinger erzählte währenddessen von ihrer Auseinandersetzung der Erde als Tier. Sie war als Kind davon überzeugt gewesen, dass die Erde ein riesengroßes Tier sei, das gepflegt und gehegt werden müsse. Andernfalls könne es böse oder störrisch werden. Gertraud Leidinger hat aber nie diesen Kontakt mit der Erde verloren und noch heute streichelt sie in unbeobachteten Momenten gerne das Gras.

Das einzige, was störte, war die Kunst
Andächtig den Begrüßungsworten des Bürgermeisters Emmerich Riesner und den einführenden Worten von Museumsleiterin Ingrid Weydemann sowie den Erläuterungen der Künstlerin lauschend, wurde ein Teil der Andächtigen in ihrer Andacht etwas irritiert: von einem weiteren Kunstwerk im Raum, einem Video, erklang Vogelgezwitscher. So konnte sich also ein Teil der Vernissage-Besucher gleich mit zwei Kunstrichtungen gleichzeitig auseinandersetzen: hinten Vogelgezwitscher, vorne Textlesung der Künstlerin aus „berührseligkeiten“: „wege entstehen im gehen“ sang der seltene vogel, echolos… ob da nicht doch ein Echo zu hören gewesen war? Aus dem Video?
Alle Bilder der Vernissage auf des Stadtschrei(b)ers Bilderalbumseite – hier klicken
Bis wann und wo?
Die Ausstellung ist noch bis 26. März 2014 im Museum der Fronfeste in Neumarkt am Wallersee, Hauptstraße 27, am Donnerstag von 10 bis 12 Uhr sowie von Freitag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr zu sehen.