25 Jahre Lions Club Neumarkt Straßwalchen

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Lionsclub Neumarkt Straßwalchen Doraja Eberle
Lions Club Neumarkt Straßwalchen feierte sein 25-jähriges Bestehen (von links): DI Adi Rieger (Bürgemeister der Stadt Neumarkt am Wallersee), Johann Sommerer (Präsident den Lions Clubs Neumarkt Straßwalchen), Doraja Eberle (Festrednerin) und Dir. Prof. Mag. Norbert Leitinger mit der „Melvin Jones Fellowship“ Auszeichnung

Am 25. September 2015 feierte der Lions Club Neumarkt Straßwalchen im Foyer des Festsaals der Stadtgemeinde Neumarkt am Wallersee sein 25jähriges Bestehen. Neben einer Neuaufnahme in den Club und einer besonderen Ehrung eines langjährigen Clubmitglieds beeindruckte vor allem die Festrede der ehemaligen Salzburger Landesrätin und Initiatorin der Aktion „Bauern helfen Bauern“ Doraja Eberle.

Alle Bilder von der Veranstaltung siehe hier.

Rückblick und Neuaufnahme

von links: Fritz Kreil, Bürgermeister der Marktgemeinde Straßwalchen, OSR Ludwig Gishamer sowie Gründungspräsident Walter Würfel

Präsident Johann Sommerer konnte rund 60 Gäste zur Feier begrüßen. Gründungspräsident Walter Würfel warf einen Blick in die Geschichte zurück. Hofrat Simmerstätter hatte in einem Schreiben vom 12. Oktober 1989 an den damaligen Neumarkter Bürgermeister Ing. Hans Georg Enzinger die Gründung eines Lions Cclubs angeregt. 26 Gründungsmitglieder feierten dann 13. Juni 1990 die Gründung, die „Charter Night“ fand am 18. Febraur 1992 unter der Patronanz des Patenclubs Seekirchen am Wallersee statt. Heute zählt der Lions Club über 30 Mitglieder. Das erste Clublokal war der Schlosswirt Sighartstein. Die erste Clubaktivität war ein Ausflug mit Senioren aus den Gemeinden Köstendorf, Straßwalchen und Neumarkt. Um die zehn Teilnehmer zählte dieser erste Seniorenausflug. Heute sind es jedes Jahr zwischen 70 und 80 Teilnehmer und Wolfgang Wagner, Bürgermeister von Köstendorf, bedankte sich in seinen Grußworten dafür, dass der Lions Club alljährlich seinen Senioren einen wunderschönen Ausflug beschert.

von links: Mag. Andreas Brunner wird neu in den Lionsclub Neumarkt-Straßwalchen aufgenommen, neben ihm sein Pate Wilhelm Umlauft und Johann Sommerer, Präsident des Lionsclubs Neumarkt am Wallersee

Schatzmeister und Past President (1995) Dr. Helmut Wakolbinger freute sich berichten zu können, dass in diesen 25 Jahren rund 330.000 Euro an Spendengeldern und sonstigen Einnahmen für gute Zwecke zur Verfügung gestanden sind. Mit einem Startkapital von 65.000 Schilling (rund 7.300 Euro) nach dem ersten Bestandsjahr begann der Club seine Aktivitäten mit dem Ankauf eines Rollstuhls für ihr erstes Patenkind. Die Kinderkrebshilfe „Sonneninsel“ in Seekirchen am Wallersee, das Seppengut, Sonderpädagogische Schuleinrichtungen in Köstendorf, das Rote Kreuz in Straßwalchen und andere Projekte und Einrichtungen wurde im Laufe der Jahre unterstützt.

An diesem Feierabend im September 2015 wurde als neues Mitglied Mag. Andreas Brunner aufgenommen. Eine besondere Auszeichnung erhielt Dir. Prof. Mag. Norbert Leitinger aus den Händen von Präsident Johann Sommerer für seine 20jährige Mitgliedschaft und Tätigkeit im Lions Club Neumarkt Straßwalchen: den „Melvin Jones Fellowship“, das ist die höchste Auszeichnung, die einem Lions-Mitglied für seine Dienste im Lionismus verliehen werden kann.

Anschließend überreichte Präsident Sommerer an Claudia Sinnhuber, Integrationsbeauftragte der Stadtgemeinde Neumarkt am Wallersee,  einen Gutschein für 100 Hygiene Bags für die Asylwerber in Neumarkt.

2011 in Srebrenica

Im Juli 2011 waren elf Lions-Club-Mitglieder nach Srebrenica, eine Stadt im Osten von Bosnien und Herzegowina, gefahren. Dort errichteten sie zwei Holzhäuser im Rahmen der Hilfsaktion „Bauern helfen Bauern“, die von Doraja Eberle 1992 gegründet worden war. Im September 2015 war Eberle wieder einmal in Srebrenica gewesen, besuchte die Menschen in diesen beiden vom Lions Club errichteten Holzhäusern und „alle konnten sich noch genau an alle eure Vornamen erinnern“ berichtete sie. 1 170 Häuser konnten durch ihre Aktion bisher errichtet werden. Eberle dankte an diesem Abend diesen elf Lions-Mitgliedern „für euer Zeugnis, für eure Mitverantwortung, aber vor allem dafür, dass ihr euch selbst eingebracht habt – sie werden euch dort nie vergessen„.

Immer noch ist die Arbeitslosigkeit mit 80 Prozent sehr hoch, den Menschen fehlt es in Bosnien an Zukunftsperspektiven und Eberle fürchtet, dass dieses Land „ von der EU vergessen und von der Landkarte verschwinden wird„. Doch sie gibt nicht auf und gründete eine Musikschule. Wie es dazu kam, schilderte sie an diesem Abend.

Doraja Eberle

„Das Haus der guten Töne“

Doraja Eberle hat(te) zwei Wünsche: fließend Bosnisch zu sprechen, um sich mit den Menschen wirklich austauschen zu können und ein großes Haus für Musik in Srebrenica zu gründen. Im September 2014 begegnete ihr ein Mensch, der sie nach ihren Wünschen fragte. Und nachdem Eberle ihm von ihren beiden Wünschen erzählt hatte, meinte er „fahr nach Srebrenica und such dieses Haus. Ich kaufe es dir.„. Eberle fuhr und suchte und fand aber keines. „Dann bauen wir uns eines“ meinte daraufhin der Gönner. Eberle fuhr erneut nach Bosnien, um einen geeigneten Bauplatz zu finden und fand aber nun ein großes, verfallendes Haus in der Nähe des Stadtzentrums, das sie für geeignet hielt. Einst beherbergte es die k & k Wasserträger, die zur österreichischen Kaiserzeit täglich das arsenhaltige Wasser der Heilquelle nahe der Stadt nach Wien an den kaiserlichen Hof kutschierten.

Dieses mit der österreichischen Geschichte verbundene Haus mitten in der Stadt, die unsagbar im Bosnienkrieg 1993 bis 1995 gelitten hatte, wurde nun zu einem „Haus der guten Töne“ renoviert. Denn der Krieg hatte befreundete serbische und bosnische Familien, die bisher friedlich miteinander gelebt hatten, entzweit, nicht mehr miteinander reden lassen. Es war der Wunsch des Bürgermeisters von Srebrenica, der Eberle das Haus zur symbolischen Monatsmiete von einem Euro überlassen hatte, dass dieses Haus diesen Namen erhält. 220 Kinder erhalten dort nun täglich eine warme Mahlzeit und Unterricht in Musik und Gesang. 220 Kinder der einst verfeindeten Familien, die nun miteinander musizieren und reden. Und diese 220 Kinder traten bereits mit den Wiener Sängerknaben und bei den Salzburger Festspielen auf. Am 5. Juni 2015 sangen sie als multi-ethnischer Chor bei Papst Franziskus in Rom.

„Geben hat mich noch nie ärmer gemacht“

Am 1. Mai 2015 wollte Eberle die Flüchtlinge am Polizeisportplatz an der Alpenstraße in der Stadt Salzburg „kurz ‚Grüß Gott‘ sagen“. „Dein ‚Grüß Gott‘ hat immer Konsequenzen“ meinte damals ihr Ehemann Alexander Eberle. Und er hatte in den 35 Ehejahren seine Frau gut kennengelernt, denn er behielt Recht. Seit 1. Mai setzt sich Doraja Eberle für die Flüchtlinge in Salzburg ein, die letzten beiden Wochen verbrachte sie viele Nächte am Salzburger Hauptbahnhof. Sie dankte dafür, dass sie „in diesem kleinen Zeitfenster leben“ darf, in dem so viel Umbruch zu erleben ist. Doch „macht es mir Angst, erstmals durch mein Zutun eine [diese] Situation nicht ändern zu können. Es ist eine Ohnmacht. Aber Helfen nimmt uns auch die Angst.“ meinte Eberle zur aktuellen Situation Ende September 2015 und weiter „Geben hat mich noch nie ärmer gemacht!“ und fügte mit einem Augenzwinkern hinzu „aber die Übertreibung im Guten kann auch Sünde sein“ in Anspielung auf zu übertriebenen Enthusiasmus, den manche im Zusammenhang mit dem Flüchtlingsstrom zeigen.

Mit einem der Züge aus Wien kam eine Familie an. Der Vater trug, wie sich später herausstellte, seinen 18jährigen, schwer behinderten Sohn auf seinen Schultern, die Mutter trug eine Tochter in den Armen, neben ihr ging ein weiteres Kind, das blind war. Mittels eines arabischen Dolmetschers versicherte Eberle dieser Familie, sie werde die Familie in den nächsten Zug setzen, der nach Deutschland fährt. Doch die in ihrem Leben offensichtlich immer wieder enttäuschte Familie glaubte ihr nicht. Es kam ein Zug und alle, die zunächst am Boden gesessen waren – mehrere hundert Menschen – standen auf und drängten aus der Tiefgarage zum Bahnsteig. In diesem Menschengewirr gelang es Eberle, wie sie meinte, mit Hilfe eines Schutzengel diese Familie wieder zu finden, mit Hilfe eines Polizisten auf den Bahnsteig zu bringen und alle in ein Abteil zu setzen. Den Vater, der sehr gut Englisch sprach, fragte Eberle, wie er es denn geschafft hatte, mit seiner Familie bis hierher zu kommen. „I have carried them all on my shoulders“ … „ich habe sie alle auf meinen Schultern getragen“ (frei aus dem Gedächtnis, Peter Krackowizer).

Ich bitte Sie, mich nun zu entschuldigen, aber möchte nun wieder zum Salzburger Hauptbahnhof fahren“ meinte Doraja Eberle kurz nach 20 Uhr und ging in die Nacht hinaus.

Claudia Sinnhuber, Integrationsbeauftragte der Stadt Neumarkt am Wallersee, erhält einen Hygieneartikel-Gutschein von Präsident Johann Sommerer
Doraja Eberle und Adi Rieger (Bürgermeister)

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