Notizen aus dem Corona-freien Neumarkt am Wallersee
Salzburg | Flachgau | Neumarkt am Wallersee | 19. April 2020 | Am 11. März 2020 hatte die österreichische Bundesregierung bekanntgegeben, dass ab 16. März das öffentliche Leben durch Ausgehbeschränkungen stark eingeschränkt und die Wirtschaft „heruntergefahren“ werden muss. Ein paar Notizen aus dem bis heute Corona-freien Neumarkt am Wallersee.
„Bleib zu Haus“, Nachbarschaftshilfe und die FoodCoop
Die Stadtgemeinde Neumarkt verschickte einen vierseitigen Informationsfolder an alle Haushalte. Darin wurde die Errichtung eines Einsatzstabes im Stadtamt mitgeteilt, welche Einrichtungen vorübergehend geschlossen werden, wie die Nachbarschaftshilfe organisiert ist und welche heimische Betriebe geöffnet sind oder welche Unternehmen Lieferservice eingerichtet hatten. Wohl fast alle Menschen in Neumarkt haben sich die wichtigsten Regeln, wie „bleib daheim“, einen Meter Abstand in der Öffentlichkeit voneinander halten und Händewaschen, zu Herzen genommen. Vereinzelt fanden es Personen, beispielsweise am Flachgauer Wochenmarkt, recht lustig, dem Gegenüber doch die Hand hin zu halten und bei Ablehnung einen dummen Spruch loszuwerden.
Die erst vor wenigen Wochen ins Leben gerufene FoodCoop, eine Einkaufskooperation regionaler Produkte in Neumarkt, organisiert ein Zustellservice – der Stadtschrei(b)er wird von Bürgermeister im Ruhestand (er hört so ungern „Altbürgermeister“) Emmerich Riesner beliefert. Mehr über diese Einkaufskooperation im Internet.
Gut gemeinte, aber falsche Ratschläge im Internet
Als der Stadtschrei(b)er am späten Freitagnachmittag, den 27. März, in seinem Facebook mitteilte, dass unverhältnismäßig viele Fahrzeuge auf der Sportplatzstraße unterwegs seien, wurde belehrt, dass alle, die da fuhren, von der Arbeit heimkamen, einkaufen fuhren, und Personen betreuten. Alle. Er wurde belehrt, dass man mit dem Auto überall hinfahren dürfe, zum Beispiel wenn man spazieren gehen will, in Salzburg Hellbrunner Allee. Bis zu 70 km weit dürfe man fahren und wenn jemand sein Fahrrad ins Auto packe „und nach Guggental zur Gaisbergauffahrt unter den kritischen Augen der Politiker und der Exekutive fahre und mit dem Rad auf den Gaisbergspitz trete geht es genau niemanden was an. Und jetzt Schluss mit den persönlichen Fehl-Infos.“ hieß es da in einem Posting.
Empfohlen wurden dem Stadtschrei(b)er, die Internetseiten des ÖAMTC und ORF Teletext zu lesen. Der Stadtschrei(b)er hatte sich dann lieber auf kompetenteren Seiten vergewissert und sprach auch mit einigen Polizisten der Polizeistation Neumarkt. Natürlich waren und sind Ausflüge zum Vergnügen bis 70 Kilometer nicht erlaubt gewesen.
In der Osterwoche merkte man dann schon, dass manche es nicht so genau Feiern nur im Kreis der im selben Haushalt wohnenden Personen nahmen. In Maierhof, beispielsweise, hörte man aus einem größeren Garten eines Zweitwohnsitzes viele Stimmen.
Schnauzerl Hotel erstmals seit 24 Jahren Hunde-los
Das Schnauzerl Hotel berichtet, dass es erstmals seit Bestehen ohne Hunde ist. Trotz aller Probleme sagt die Betreiberin Linda Ann Pieper auf ihrer homepage „Ich liebe meine Berufung!“
Das Leben geht weiter
Auf der Facebook-Seite – #gemeinsamgegencorona plusregion – kann jeder seine Dienstleistungen anbieten, die er entsprechend dem jeweiligen Stand der Möglichkeiten hat(te). Für Farbe im Alltag sorgte beispielsweise die Möglichkeit, in der Gärtnerei Trapp Frühlingsblumen kaufen zu können. Und der Stadtschrei(b)er veröffentlicht im Facebook Bilder aus der Stadt, die er bei seinen Spaziergängen macht.
Das Museum Fronfeste rief Anfang April die Bevölkerung des nördlichen Flachgaus auf, Dokumente aus der Corona-Virus-Zeit der Einschränkungen und persönliche Erlebnisse in Wort und Bilder zu sammeln und dem Museum zur Verfügung zu stellen. Wird CORONA im Museum landen? Corona – ein Thema für die Nachwelt und unser Museum? Der Stadtschrei(b)er berichtete darüber.
Museumsleiterin Ingrid Weydemann MAS bot eine virtuelle Tour durchs Museum Fronfeste.das programmmuseum auf Youtube an. Vor dem Museum konnte man in der Osterwoche selbst genähte Schutzmasken von Kerstin Asen, Mitarbeiterin im Museum, gegen eine Spende abholen. Sie waren im Rahmen der Kulturvermittlung „KinderKreativWerkstatt Museum Fronfeste“ entstanden.
Und „Spiegel und Ostereier von Peter Schnabl“ konnte man ebenfalls vor dem Museum holen. Peter Schnabl von Glas Schnabl, langjähriger Partner des Museums Fronfeste, hatte mit seinem Team Spiegel und ebenso Ostereier und Hausformen aus Holzplatten in unterschiedlichen Größen zugeschnitten und dem Museum Fronfeste zur Verfügung gestellt.
Ab 13. April konnte der Recyclinghof wieder stundenweise geöffnet werden. Und schließlich begann durch die Öffnung der kleineren Geschäfte wieder das Alltagsleben. Dieses, allerdings, ist derzeit geprägt durch Menschen mit Mundschutz und einzelnem Eintreten in manchen, Geschäften, wie beispielsweise in die Stadtapotheke.
Interessant wird jetzt dann die Entscheidung, ob wir bald im Strandbad am Wallersee baden gehen dürfen und können. Klar ist, dass es bis einschließlich 31. August 2020 keine größeren Veranstaltungen geben darf. Der Corona-Virus hat unser Leben verändert.