„Hiermit erkläre ich dieses Ding, was auch immer es ist, für eröffnet“ (Prinz Philip, 1969)

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Vernissage Maske Rolle Metamorphose Fronfeste Neumarkt
Vernissage „Maske Rolle Metamorphose“ Fronfeste Neumarkt am Wallersee: von links: Ingrid Weydemann MAS, Museumsleitung, Dr. Anna-Maria Eder, Kunsthistorikerin, Mag.a Dr. Marion Höpflinger aus Thalgau, Carla Degenhardt und Bürgermeister DI Adi Rieger.

Salzburg | Flachgau | Neumarkt am Wallersee | 25. November 2019  |  (kra) Bürgermeister DI Adi Rieger eröffnete am Donnerstagabend, den 21. November 2019, die Ausstellung „Maske Rolle Metamorphose“ im Museum Fronfeste.  Werke der Argentinierin Carla Degenhart, der Thalgauerin Dr. Marion Höpflinger, Gisela Eder aus Salzburg sowie weitere interessante Exponate aus der privaten Sammlung der Salzburger Kunsthistorikerin Dr. Anna-Maria Eder sind bis 15. Februar 2020 im Museum zu sehen.

Mit einer Maske werden wir alle gleich

Wie Museumsleiterin Ingrid Weydemann MAS ausführte, ging die Idee dieser Ausstellung von der Dirndlburka der in Wien lebenden Argentinierin Carla Degenhardt aus. Aufgegriffen hatte das Thema dann Dr. Anna-Maria Eder, die eine spannende Einführung über die Maske als Mysterium der Verwandlung gab.  Bei einem Streifzug durch die ausgestellten Werke gab es auch philosophische Anmerkungen.

Anna-Maria Eder, Kunsthistorikerin
von links: Dr. Ulrich Sinnißbichler, Obmann Museumsverein, Ingrid Weydemann MAS, Museumsleitung und Dr. Anna-Maria Eder, Kunsthistorikerin, bei ihren Ausführungen zu Maske und der Ausstellung.

Was bedeutet die Maske für den Menschen als Individuum. Antworten gibt unter anderem die Tiefenpsychologie mit C. G. Jung oder Vilém Flusser mit seiner Geste des „Maskenwendens“.  Dr. Eder erinnerte daran, dass Masken im Karneval Narrenfreiheit gewähren. Menschen mit Masken werden alle gleich, was besonders im venezianischen Carnevale ein Grund der Maskierung war. Noch dazu dauerte dieser in manchen Jahrhunderten mehrere Monate, in denen der kleine Mann unerkannt die Rolle eines großen Herrn schlüpfen konnte. Auch die Magie des Blicks einer Maske ist von Bedeutung. Er kann Tod ausstrahlen aber auch heilende Wirkung haben.  Die Maske ist aber auch das Symbol der Muse, der Tragödie und der Komödie.

Stehend links Mag.a Karoline Radauer, Nadine Auer, sitzend Mag.a Dr. Marion Höpflinger aus Thalgau vor ihren Maskenbildern

Auf die Maske rund um die Augen hat sich Marion Höpflinger in ihren Malereien konzentriert. Gisela Eder zeigt Masken in Teppichen eingewoben. Von Mag. Arch. Johann „Hans“ Weyringer kann man u. a. eine Papagena mit Eule sehen.  Die Eule ist eine Metapher für Weisheit und Lebensklugheit.

„Hiermit erkläre ich dieses Ding, was auch immer es ist, für eröffnet“

Bürgermeister Adi Rieger bedankte sich bei den Organisatorinnen und Künstlerinnen, dass sie diese sehenswerte Ausstellung arrangiert haben. Es sei nicht immer leicht, Kunst in Neumarkt am Wallersee zu etablieren. Aber mangelndes Kunstinteresse ortete Rieger nicht nur in manchen Gegenden am Land, sondern auch in höchsten gesellschaftlichen Kreisen. Er zitierte Prinz Philip von England, der bei einer Kanada-Reise 1969 eine Ausstellung mit den Worten „Hiermit erkläre ich dieses Ding, was auch immer es ist, für eröffnet“ eröffnete. Er, Rieger, hingegen blieb nach seinem Dank bei den schlichten und unverfänglichen Worten „… und hiermit erkläre ich diese Ausstellung für eröffnet.“

Dirndlburka – Männerburka

Carla Degenhardt hat neben Zeichnungen auch zwei lebensgroße Puppen, gekleidet in eine Dirndlburka und in eine Männerburka, zur Ausstellung gebracht.

Die Dirndlburka ist ein orientalischer Kaftan aus traditionellen österreichischen Trachten- und Dirndlstoffen. Sie steht in dieser „Verkleidung“ sowohl in die orthodoxe Islam-Moralwelt als auch für die missverständliche Verwendung von Tracht. Das Dirndl war ursprünglich Arbeitskleidung. In den 1930er-Jahren wurde sie vom Nationalsozialismus entkatholisiert und sexualisiert: Der geschlossene Kragen wurde geöffnet, die Arme waren nicht mehr bekleidet, die Taille geschnürt und der Busen angehoben. Das Dirndl wurde so zur Arbeitsuniform der Mutterkreuzträgerinnen und Gebärmaschinen des nationalsozialistischen Faschismus.

Was das deutschnationale Dirndl und seine erotisiert modische Präsenz bis zum heutigen Tag hervorhebt, löscht die Burka aus. Das Tragen festigt die Durchsetzung der Machtstrukturen am Körper der Frau, ist die vollständige Verdeckung von unterdrückten Frauen, die als Gebärmaschinen vom islamischen Extremismus missbraucht wird.

Dirndlburka Männerburka Carla Degenhardt
Die in Argentinien geborene Künstlerin Carla Degenhardt lebt in Wien und zeigt eine provokante Burka-Collage: links eine Männerburka im Nadelstreif als Anspielung auf Manager-Konformität und rechts eine Dirndlburka mit Gamsbart.

Die Männerburka entstand Ende Dezember 2016 bis Anfang 2017 in Marrakesch in Marokko. Die Verwendung von Nadelstreifstoff betont den sogenannten ‚Manager-Look‘. Ein Schlitz in dreieckiger Form dient dazu, die Krawatte entweder zu verbergen oder außen sichtbar zu tragen. Interessant war die Erfahrung von Degenhardt, wie sich das anfängliche Misstrauen der Schneider über Humor zu einer kooperativen Zusammenarbeit geriet. Schließlich war dann sogar ein Schneider zur Anprobe der „Männerburka“ bereit, was Aufmerksamkeit und Gelächter bei den umstehenden Frauen und Männern auslöste. Noch während des Aufenthalts von Degenhardt 2016 wurde in Marokko die Burka verboten.

Zu sehen sind in der Ausstellung Werke von Carla Degenhardt, Jean Dubuffet, Gisela Eder, Marion Höpflinger, Konrad Koller, Oskar Laske, Kurt Moldovan, Wilhelm Thöny, Markus Valazza, Johann Weyringer und Robert Zeppel-Sperl.

Information
Museum Fronfeste www.fronfeste.at
Hier sind alle Bilder von der Vernissage am Donnerstag, 21. November 2019 zu sehen.
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Gisela Eder aus Salzburg zeigt Masken-Teppiche, steht hier aber vor ihren Lieblingsbildern der Ausstellung von Oskar Laske (* 1887; + 1951).

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