Sommerliche Beobachtungen im Neumarkter Strandbad

Salzburg | Flachgau | Neumarkt am Wallersee | 2. September 2020 | Mit dem meteorologischen Herbstbeginn am 1. September ist auch der Sommer 2020 schon wieder Geschichte. Ein Grund für den Neumarkter Stadtschrei(b)er Blicke zurück auf die sonnigen und weniger sonnigen Tage zu werfen, von Gesehenem und Gehörtem zu berichten.

Ein Corona-Badesommer
Zehn Quadratmeter Fläche auf der Liegewiese und sechs Quadratmeter im See brauchte es für jeden Badegast. So stand es auf Informationstafeln der Stadtgemeinde in und um das Strandbad herum. Ganz ehrlich, der Stadtschrei(b)er hatte nie ein Metermaß dabei und das Augenmaß schien bei der Mehrheit der Badegäste auszureichen. Aber nicht immer. Im Strand Café Leimüller sollten nur vier Erwachsene sitzen, mit Abstand natürlich. Aber, wie der Stadtschrei(b)er eines Nachmittags sah und hörte, waren „ja alle zwölf Personen von derselben Familie“ und so wurden Tische und Stühle zusammengerückt. Corona, was soll’s.
Brav stellte man sich mit Abstand ums Eis beim Kiosk an, das wie die warmen Semmeln an heißen Tagen weiterging. Die waren aber in diesem Sommer nicht sehr häufig, die heißen Tage (nicht die warmen Semmeln). Doch die Meteorologen meinten, sei es ein ganz normaler Sommer im Durchschnitt der letzten 30 Jahren gewesen. Schwieriger war es mit dem Corona-Abstand manchmal bei der Leiter in den See nahe dem Zaun zum Jachtclub. Diese Stiege entwickelte sich zum Treffpunkt für ein Plauscherl, man stand im Wasser, sich am Geländer haltend und auf den Stufen. Wer dann in den See oder heraus wollte, musste eben fast auf Badeanzug-Fühlung vorbei. Corona, was soll’s.
Apropos…
Apropos Frau Berisha,, der Betreiberin des Strand Cafés Leimüller. Sie nahm die Sache der gepachteten Haus- und Gartenanlage selbst in die Hand. Gemeint sind die desolaten Fensterrahmen des Cafés strandseitig, die sie reparieren ließ, die neue Hausfarbe und die Gartengestaltung vor der Terrasse und im Hof beim Schach. Sauber, viel Blühendes und vor allem ein sattgelber Hausanstrich gaben dem Café ein frisches Flair.

Apropos Kiosk im Strandbad. Das war eine gute Sache von Frau Berisha. Was aber dem Stadtschrei(b)er dann doch nicht ganz klar war, nach welchen Kriterien er geöffnet war. Da gab es heiße Nachmittage mit vielen Badegäste, an denen er geschlossen und kühlere Tage mit deutlich weniger Badegäste, an denen er geöffnet war.
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Das letzte apropos gilt den Benutzungsvorschriften für das Strandbad. Die hängen zwar am Eingang, aber für das Lesen sollte man sich Zeit nehmen, viel Zeit, denn sie sind sehr ausführlich. Dass das Radfahren und Mitnehmen von Fahrrädern auf die Liegewiese verboten wären lässt sich dort nicht so einfach lesen. Einen eindeutigen Hinweis fand der Stadtschrei(b)er dann an der am vom Eingang am weitest entfernten Umkleidekabine angeschlagen. Hier sollte also vielleicht einmal ein wenig mehr Übersicht einkehren.
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Überhaupt waren Fahrräder an manchen Badetagen fast so häufig auf der Liegewiese antreffen wie … ja, das beschreibt der Stadtschrei(b)er im nächsten Kapitel.
Das „Strandbad-Geräusch des Sommers 2020“
1996 war „Macarena“ der musikalische Hit des Sommers, 2020 war es Geräusch „Tsssssssssch“, mal lauter, mal leiser, mal knallartig, mal sanft daher rauschend. Die Rede ist vom täglichen Luft ablassen der unzähligen „stand up paddle boards“. Die waren der Renner, nein, der Schwimmer der Saison! Man „stand-up-paddelte“ allein, zu zweit oder im (kleinen) Rudel, man sah sie belegt mit nur einer Person, zu zweit oder zu dritt zu einem Plausch dahintreibend mitten auf dem See auf diesen Dingern oder sie wurden doch auch tatsächlich ihrem ursprünglichen Verwendungszweck gemäß stehend und paddelnd benutzt.

Zunächst aber schwitzten sie alle beim Aufpumpen, wohl mit großen Luftpumpen, aber eben doch ein paar Atü. Am Anfang machten viele auf locker-cool, dann wurde es aber auch für die Männerwelt mühsamer. Fertig aufgeblasen verpackte man seine Habseligkeiten in wasserdichte Beutel und befestigte diese auf dem Board unter einem Netz. Nach der Rückkehr von einem mehr oder wenigen langen „stand up paddle board“-Ausflug auf dem Wallersee war die Luft draußen, bei den Paddlern wie bei den Boards – es „tssssssssschischte“ ungezählte Male. Die Boards waren auch gute Abstandshalter (siehe Corona-Regeln), mussten sie doch meist unmittelbar beim Besitzer in die Liegewiese gelegt werden, was an heißen Tagen im Schatten dann doch zu Platzproblemen führte.
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Sonnenöl-Sprühregen
Die blaue Nivea-Dose mit der weißen Sonnencreme zum Einschmieren war Schnee von gestern. Angesagt waren Sprühdosen mit mehr oder weniger flüssigem Sonnenöl. Und das funktionierte so: Angekommen am „Platzl“ fiel das Straßengewand zu Boden und Bademode kam zum Vorschein (oder wurde umgezogen). Dann hielt man so eine Sonnenöl-Sprühdose großzügig weit vom Körper entfernt und sprühte, großzügig, so großzügig, dass bei leichtem Wind auch der Nachbar mit eingeölt wurde (Beobachtungen gingen so bis drei Meter Sprühweite). Gut eingesprüht ging man gleich baden, um sich anschließend mit einem Handtuch abzutrocknen und dabei wohl auch viel Sonnenöl wieder abwischte. Dann genoss man ein Sonnenbad. Viele aber ohne einem jetzt (neuerlichen) notwendigen Einölen. Irgendwie stimmte die Reihenfolge nicht ganz.
Diese Sonnenöl-Sprühdosen waren auch praktische Spielzeuge für Jugendliche. Damit sprühten sie sich gegenseitig an, angezogen natürlich, sonst wäre es ja nur der halbe Spaß. Und war mal gerade kein Freund zum Einsprühen da, sprühte man eben seinen Namen ins Gras. Ja doch, mit weißem Sonnenöl konnte man den Namen eine Zeitlang im Gras ganz gut lesen.
Gesehen und gehört
… gesehen ein Hochwasser Anfang August, bei dem der Badesteg im Wasser verschwand und man nach Jesus Art „auf dem Wasser wandeln“ konnte;
… gesehen die neue rot-weiß-rote Fahne am Ufer, die den „Fetzen“ der letzten Jahre ersetzte;
… gesehen die große Baumwurzel neben dem Badesteg, die in diesen Sommer aus Sicherheitsgründen entfernt werden musste; sie war morsch geworden;
… gesehen das Sonnensegel am Strand, das im August nicht mehr aufgespannt, ob es windig oder windstill war; schade, denn gerade im August gab es die (wenigen) heißen Tage des Sommers;
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… gesehen einen Buben, der mit einem E-Board auf der Liegewiese kreuz und quer fuhr, sogar zum Umziehen in der Kabine nicht davon abstieg, ein E-Board ist ein elektrisch betriebenes, zweispuriges Rollbrett ohne Lenkstange, das nur durch Verlagern des eigenen Körpergewichts gelenkt wird;
… gesehen die neue Kletterinsel und die neue Wasserrutsche; die Wasserrutsche wurde gerne umgedreht und als Katapult verwendet; beide schwimmende Inseln waren stets gut besucht;
… beobachtet eine Gruppe 14- bis 15-Jähriger, die sich im August täglich in größerer oder kleinerer Zusammensetzung traf; sie erhielt Aufklärungsunterricht in Sachen eigenen Müll aufsammeln und entsorgen, Sonnenöl richtig verwenden, Musik doch etwas leiser hören und weniger kreischen; erinnerte man sie täglich daran, funktionierte es – zumindest kurzzeitig;
… gesehen eine indische Familie, die in traditioneller indischer Kleidung, er ganz in weiß, sie in Sari, die Kinder bunt gekleidet, an einem heißen Badenachmittag im Strandbad-Areal auf und ab gingen und letztlich ohne zu baden doch das Strandbad wieder verließen;
… gesehen die Graugans Fridolin, die den Badegästen wohlbekannt war, ans Ufer kam, Gras fraß, ein wenig schnatterte und weiterschwamm;
… gesehen den neuen Zebrastreifen zwischen Strand-Café und Eingang ins Strandbad, der die Radfahrer bremsen sollte; ob es geholfen hat, weiß der Stadtschrei(b)er nicht;
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Gehört von Anrainern und Stammgästen
… dass mindestens zwei Mal an Vormittagen ein Hundebesitzer mit seinem Hund ins Strandbad ging, um am Badesteg „Steckerl zu schmeißen“
… mehrmals Hundekot in der Wiese gefunden wurde;
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… dass es an mehreren Abenden und in manchen Nächten lange laut war, weil im Strandbad Partys gefeiert wurden; mehrere Nächte hintereinander sogar bis in die Morgenstunden; dabei konnte eine Anrainerin nächtelang nicht schlafen;
… dass trotz aufgestellter Schilder „Fußballspielen verboten“ entlang der Anrainergärten immer wieder Fußball gespielt wurde und Bälle in die Gärten flogen; waren die Anrainer nicht zu Hause, stieg man eben über die Zäune; übrigens verschwanden die Schilder gegen Ende August; auf Nachfrage des Stadtschrei(b)ers sagte Bürgermeister Adi Rieger, dass Fußballspielen an sich im Bereich des Strandbad „ausdrücklich gewünscht“ sei;
… dass die Wiese nicht mehr so sauber sei wie unter dem vorherigen Pächter Harald Schütz; diesen Vorwurf kann der Stadtschrei(b)er aber nicht teilen. Er fand die Wiese stets ordentlich gemäht und von Müll gereinigt. Die Reinigung teilten sich die Mitarbeiter des Strand Cafés und die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs. Natürlich können da kleine Dinge wie die Öffnungen von Dosen auch einmal übersehen werden. Aber sauber war es immer.

War es ein anderer Sommer im Strandbad als sonst?
Der Eintritt war in diesem Jahr aufgrund der Corona-Regeln frei. Ob dies der oder nur ein Grund dafür war, dass doch merkbar mehr Gäste aus der Stadt Salzburg und anderen Gebieten (Berchtesgadener, Rosenheimer, Gmundner und andere Kennzeichen konnte man am Parkplatz sehen) ins Neumarkter Strandbad kamen, kann der Stadtschrei(b)er nicht sagen. Möglich, dass das Strandbad von einigen besucht wurde, die diesen Sommer auf einen Urlaub im Ausland verzichtet hatten. Auch der Campingplatz war besser und länger belegt als in den letzten Jahren.
Das sicherlich auffälligste Merkmal dieses Badesommers im Strandbad von Neumarkt waren die unzähligen „stand up paddle boards“ mit ihren „Tsssssssssch“, das Wassersportgerät Nummer eins (für die kleine Frau und den kleinen Mann).
Aber im Grunde war es ein ganz normaler Sommer im Strandbad am Wallersee, mit schönen Tagen, Gewitterstimmungen und Hochwasser, eben ein ganz normaler Sommer.
