Perser Schoko bäckt italienische Pizze im Salzburger Neumarkt am Wallersee

Rund um den Pizzaofen liegen Pizze (das ist die Mehrzahlform von Pizza) bereit, um in den heißen Ofen geschoben zu werden. Das Telefon klingelt, Schoko – wer ist Schoko? – hebt ab und nimmt wieder Bestellungen entgegen, legt auf und freut sich: „Pizza Salami und Pizza frutti di mare sind auch dabei, meine persönlichen Favoriten unter meinen Pizze“. Schon hat er den nächsten Teig in Händen, formt, klopft und belegt ihn – ab in den Ofen! Hochbetrieb in der Pizzeria Francesco.

Man nennt ihn „Schoko“
Als der Stadtschrei(b)er Schoko das erste Mal traf, begrüßte er ihn unwissend mit Francesco. Doch so heißt sein Vater, er hingegen lässt sich Schoko rufen. Beiden gemeinsam ist ihr Familienname, nämlich Varamini. Also Italiener! Nein, auch damit lag der Stadtschrei(b)er daneben. Perser ist er, Iraner, geborener Iraner, in Varāmīn, einer Stadt in der Provinz Teheran, größer als Salzburg. Varamini, die aus Varāmīn Stammenden!

Als Kind kam er nach Österreich, verbrachte einen Teil seiner Jugend in Gmunden, übersiedelte nach Mondsee, dann nach Sankt Gilgen und schließlich ließ sich Familie Varamini in Neumarkt am Wallersee nieder. Das war vor 24 Jahren als Vater Francesco noch „Padrone“, Chef des Hauses, war. Doch schon bald, zwei Jahren später, übernahm Schoko das Zepter – ja wie heißt jetzt Schoko mit Taufnamen? Ich habe es noch nicht herausgefunden.

Und warum nicht Dschudsche Kabāb (Hähnchenkabāb) sondern Pizza Siciliana?
Schoko grinst bei dieser Frage und meint einfach: weil er eben Pizze macht. Ja natürlich, weil er Pizze macht, der Perser im Flachgau! Leuchtet dem Stadtschrei(b)er natürlich sofort ein! Aber die, die Pizze, scheint er recht gut zu machen. Denn er ruft Patricia, Patricia Jahanbakhsh Varamini, zu, dass er noch Pizza-Schachteln braucht (oder heißt es auch in diesem Fall Pizze-Schachteln – nein, pro Schachtel eine Pizza, aber viele Pizze, also Pizza-Schachteln).

Hat ein Schoko-Herz, der Schoko
Kennengelernt hat der Stadtschrei(b)er, gerade einmal ein paar Monate Bürger in Neumarkt am Wallersee, Schoko – fälschlicherweise als Francesco – im Juli 2013. Der Stadtschrei(b)er war im interkulturellen Garten bei der Einweihungsfeier für den dort errichteten Lehmofen: Pizza-Backen (eigentlich Pizze-Backen, weil es waren ja mehrere). Schoko spendete den Teig, die Lehmofen-Einweiher brachten ihre individuellen „Belege“ dafür mit. Meine Aufgabe bestand am Ende des Nachmittags im Zurückbringen der leeren Teigbleche – „Ciao Francesco, tante grazie“, meinte der Stadtschrei(b)er damals. Noch wusste der Stadtschrei(b)er nicht, dass Francesco Schoko heißt und Perser ist und der Stadtschrei(b)er wäre auch nicht des Persischen mächtig gewesen.
Auch sonst gibt Schoko gerne mal etwas für eine gute Sache, wie dem Stadtschrei(b)er zu Ohren gekommen ist.

Hat Schoko noch einen Traum im Leben?
Ja, hat er, er möchte gerne „Prince of Persia“, Prinz von Persien, sein. Stolz zeigt er dem Stadtschrei(b)er ein Bild, auf dem er schon einmal als „Prince of Persia“ übend zu sehen ist. Dem Stadtschrei(b)er war’s, als hätte er auch noch so etwas gehört wie „einer meiner Vorfahren war auch ein richtiger Sultan gewesen“, aber Schoko war schon wieder in den Tiefen seiner Küche verschwunden. Vielleicht hat sich ja der Stadtschrei(b)er auch verhört. Jedenfalls hat der Stadtschrei(b)er wieder einen Mosaikstein in Sachen „Leute in Neumarkt“ kennengelernt.

30. Dezember 2022 um 20:30
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